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Drei Gründe, warum Japan den Plan zur Stationierung von US-Raketen auf seinem Gebiet annullierte

Von Lucas Leiroz

Seit 1945, nachdem die Vereinigten Staaten Atombomben auf die Städte Hiroshima und Nagasaki abgeworfen haben, war in Japan das Zeitalter der totalen Unterwerfung Washingtons, der Entmilitarisierung und der Absage an seine eigene wahre Souveränität eingetreten. Tokio kam unter den Schutzmantel des amerikanischen Militärs. Lange Zeit waren Verteidigung und Sicherheit keine vorrangigen Themen für die japanische Regierung, die, um alle ihre außenpolitischen Probleme und regionale Spannungen zu bewältigen, sich auf die Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten stützte. Ebenso haben die USA in den vergangenen Jahrzehnten einen Status des globalen Hegemons erreicht und sind zur Weltpolizei geworden, was der amerikanischen Regierung erlaubte, in jedem dem verbündeten Länder auf allen Kontinenten frei über die eigenen militärischen Angelegenheiten zu verfügen.

Im Rahmen dieser großen Kooperation zwischen Japan und den USA haben beide Länder kürzlich ein neues Projekt in Angriff genommen, das auf dem Erwerb der landgestützten amerikanischen Raketenabwehrsysteme Aegis und deren Installation auf einer japanischen Plattform basiert. Ziel des Projekts war es, die japanische Verteidigung aufgrund der Spannungen mit Nordkorea und China zu verstärken. Das Projekt wurde von der japanischen Regierung im Dezember 2017 genehmigt und man ging dort davon aus, dass die Systeme bis 2023 in Japan voll einsatzbereit sein würden, um ihren Streitkräften zur Verfügung zu stehen. Die Entwicklung des Projekts war jedoch nicht so einfach.

Die Stationierung der Raketen erforderte eine komplexe Arbeit. Im Rahmen des Projektes sollte das gesamte japanische Territorium durch das Aegis-Ashore-System abgedeckt werden, wobei der Schutz für das ganze Land mit der Unterstützung von den SM-3-Raketenabwehrsystemen - die auf mehreren japanischen Zerstörern installiert sind und so Sicherheit für die Marine gewährleisten - erhalten bleiben sollte. Die Zahl der amerikanischen Truppen in Japan hatte infolge des Projekts deutlich zugenommen und weckte so eine besorgniserregende Stimmung in Moskaus, das in Anbetracht der feindseligen Politik Washingtons gegenüber Russland Japan als potenzielle regionale Bedrohung ansah. Darüber hinaus wurden die Projektkosten mit mehr als zwei Milliarden US-Dollar veranschlagt.
 
Hohe Preise, die Intensivierung der amerikanischen Militärpräsenz auf japanischem Boden, die Langsamkeit der Entwicklung des Projekts und die Zunahme regionaler Spannungen - statt zu mehr Sicherheit, trugen diese Aspekte zu einer markanten Entscheidung der japanischen Regierung bei, die Zusammenarbeit aufzukündigen. Laut dem japanischen Verteidigungsminister Taro Kono würde das Projekt aufgrund der vielen Kosten und der Wartezeit irrational sein. Kono wies auf Folgendes hin: "Aus Kosten-und Zeitgründen haben wir den Prozess der Einführung des Aegis-Ashore-Systems vorerst gestoppt [...], Japan wird (Bedrohungen durch Raketen - Anm.) weiterhin mit den mit Aegis ausgerüsteten Schiffen entgegenwirken." Japans Außenminister Toshimitsu Motegi betonte in gleicher Weise den strategischen und rationalen Charakter der Entscheidung und erklärte, dass sie keine anderen militärischen Kooperationsprojekte mit den Vereinigten Staaten impliziert. Er sagte: "Ich bin der Meinung, dass diese Entscheidung nicht die verschiedenen Formen der Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten beeinflussen wird. Es ist ein Signal, dass wir eine strenge Zusammenarbeit pflegen und die vereinigten Fähigkeiten bei der Reaktion und Abschreckung weiter ausbauen werden".

Es ist verständlich, dass Mitglieder der japanischen Regierung versuchen, die Ursachen für die Absage des Projekts zu verringern, in dem sie behaupten, dass es nur eine "rationale Berechnung" von Zeit und Geld sei, aber offensichtlich ist es nicht nur das. In der Tat erkannte Japan, dass es derzeit nicht strategisch sinnvoll ist, sein Territorium mit Hunderten von amerikanischen Soldaten zu füllen und das Land noch mehr der Macht Washingtons zu unterwerfen, in der Hoffnung, im Gegenzug "Schutz" gegen seine regionalen Rivalen zu erhalten. Mit der Zunahme der amerikanischen Präsenz in Japan werden regionale Rivalitäten zunehmen und folglich wird die Sicherheit des Landes noch mehr bedroht und nicht gewährleistet.

Auf der anderen Seite ist es bemerkenswert, wie die Verringerung der amerikanischen Macht bereits in allen Teilen der Welt wahrgenommen wird. Japan vertraut nicht nur dem blinden Schutz der Amerikaner nicht mehr, es kann auch das Programm einseitig stoppen und die Ausrichtung seiner Verteidigungsprojekte entscheiden - etwas, das vor einigen Jahrzehnten undenkbar gewesen wäre, als Washingtons achtunggebietende Beziehung zu Tokio viel klarer und heftiger war.

In der Tat, während die Dominanz der USA allmählich bröckelt, rücken ihre wichtigsten Verbündeten Schritt für Schritt von ihnen ab. Derzeit sehen wir, dass Europa immer kritischer gegenüber der NATO wird, dass Deutschland alternative Verteidigungsstrategien wählt, anstatt sich vollständig mit Washington abzustimmen sowie viele andere Anzeichen dafür, dass der amerikanische Einfluss auf die Global Governance derzeit abnimmt. Die Annullierung des Aegis-Ashore-Projekts ist der Beweis dafür, dass es derzeit nicht die Vereinigten Staaten sind, die einseitig entscheiden, wo ihre Raketen eingesetzt werden sollen.

Der Beitrag muss nicht unbedingt die Meinung der Redaktion widerspiegeln.

Titelbild: © AP Photo/Eugene Hoshiko

Dieser Artikel erschien ursprünglich im englischen Original auf infobrics.org und wird von der Redaktion übersetzt wiedergegeben.

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