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Indonesiens und Indiens eigene Vision vom Indopazifik: Wird sie mit den Visionen Chinas und der USA kollidieren?

Von Uriel Araujo

Der Indopazifikraum ist eine geopolitische Region, die Teile des Indischen Ozeans und Pazifischen Ozeans umfasst. Allerdings gibt es da noch andere Aspekte, die eine Rolle spielen. Beispielsweise gilt der maritime Bereich in der Tat als ein wichtiger Schauplatz für den geopolitischen Wettstreit. Hiebei stellt der Aufstieg der chinesischen Macht im Pazifik und im Indischen Ozean für die NATO die Vorstellung eines "Sicherheitsschirms" definitiv in Frage. Somit könnte das neue geopolitische Konstrukt des "Indopazifiks" ein Versuch Indiens und Indonesiens  sein, mit den neuen Gegebenheiten umzugehen.

Theoretische Konstrukte jedoch beschreiben die Realität nicht nur - sie können die Realität auch formen und verändern. Man könnte das Ganze als einen Krieg der Konzepte betrachten. Der Kern dieser "konzeptionellen Kriegsführung" besteht darin, Sichtweisen und Muster durch diplomatische Gespräche und durch Erstellung von Urkunden zu gestalten und dafür zu werben. In diesem Bereich treffen oft verschiedene Konzepte aufeinander, manchmal ergänzen sie sich. Indonesien, das seine eigene Vision vom Indopazifikraum hat, ist eine strategische Partnerschaft mit Indien eingegangen. Und diese Zusammenarbeit könnte sich durchaus noch weiter entwickeln.

Teile der Meere, die den Indischen Ozean mit dem zentralen Pazifik verbinden, gehören teilweise zu den Hoheitsgewässern Indonesiens, wodurch das Land über eine strategische Lage verfügt. Jakarta ist seit jeher darin bestrebt, eine inoffizielle Führungsposition innerhalb der ASEAN-Staatengruppe zu erlangen, die wiederum ein wichtiger Partner der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) ist. Indonesien ist in der Tat die größte Volkswirtschaft und geographisch gesehen das größte Land in der ASEAN-Gruppe. Man könnte sagen, Jakarta war in letzter Zeit sehr erfolgreich bei der Etablierung seiner Präsenz als wichtiger Akteur sowohl im Pazifik als auch im Indischen Ozean.

Am 27. Juli folgte ein bedeutendes Ereignis: Indonesien und Indien hatten vereinbart, ihre strategische Zusammenarbeit in diversen Bereichen, einschließlich Technologietransfer und Industrie, weiter auszubauen. Auch über die Ausweitung der Beziehungen im Sicherheits- und Militärbereich wurde diskutiert. Einigen Quellen zufolge gab es Gespräche über den Export von indischen BrahMos-Marschflugkörpern nach Indonesien sowie über eine verstärkte Sicherheitskooperation im maritimen Bereich. Chinesische Aktionen im Osten Ladakhs (an der umstrittenen indisch-chinesischen Grenze) müssen wohl besprochen worden sein -  es wurde jedoch keine öffentliche Erklärung abgegeben. Im vergangenen Juni hatte die chinesische Armee in dem Grenzgebiet, bei dem ersten tödlichen Zusammenstoß zwischen den beiden Ländern seit vierzig Jahren, 20 indische Soldaten angegriffen und getötet. Die Zahl der chinesischen Soldaten, die bei der Auseinandersetzung umkamen, bleibt unbekannt. Dieser Vorfall hat die Spannungen in der Region selbstverständlich erhöht. Bisher haben sich die Truppen beider Seiten nicht vollständig zurückgezogen. Darüber hinaus baut Indien laut einem Bericht der Asian News International eine Straßenverbindung nach Ladakh (für eine bessere Truppenbewegung).

Indonesien und Indien haben eine gemeinsame Geschichte des Kolonialismus, ebenso wie zivilisatorische Verbindungen, die zwei Jahrtausende zurückreichen. Auf der geopolitischen Ebene teilen sich beide Länder den Meeresraum im Indischen Ozean. Und beide Staaten unterzeichneten 2018 die "Gemeinsame Vision für die maritime Zusammenarbeit im Indopazifik".

Für Russland gilt der Indopazifik als das Eingangstor zum Osten. Für Indien und Indonesien ist es ein Zugang zum Norden, auf dem Ressourcen aus der Arktis nach Asien gelangen können. Indiens Konzept für den Indopazifik kann das “Greater Eurasia”-Projekt ergänzen. Für die Vereinigten Staaten wiederum erstreckt sich der Indopazifikraum von der amerikanischen Westküste bis an die westliche Küste Indiens. Im Einklang mit früheren Regierungen drängt Donald Trump seit 2017 auf einen "Freien und offenen Indopazifik". Kritiker haben das mit der "Rebalance"-Strategie des früheren Präsidenten Barack Obama verglichen.

China hat den Begriff des Indopazifiks bisher oft als ein "exklusives" Konzept und China hat den Begriff des Indopazifiks bisher oft als ein "exklusives" Konzept und als Eingrenzung betrachtet: Es wäre lediglich eine amerikanische Strategie, den Pazifik mit dem Indischen Ozean zu verbinden, wodurch China unter Beibehaltung der amerikanischen Hegemonie in der Region eingeschränkt würde. Einige chinesische Forscher glauben jedoch, dass das Konzept (aus chinesischer Sicht) zu etwas Interessanterem reifen kann. Zudem haben chinesischen Medien kürzlich damit begonnen, den Begriff "Indopazifik" zu verwenden. Man könnte eine solche Partie als eine Art Krieg der Konzepte bezeichnen. China ist von dem "Quad", der Vierergruppe aus Indien, Australien, Japan und den USA, die Peking als eine potenzielle "asiatische NATO" betrachtet, selbstverständlich beunruhigt. Grundsätzlich "begrüßt" China einen integrativen Indopazifik, solange sich Indien und andere Länder vom Quad distanzieren. Die Haltung Indonesiens in Bezug auf die Vierergruppe bleibt recht ambivalent und im Einklang mit seiner traditionell "unabhängigen" Außenpolitik.

Um konkreter zu sein: Die indisch-indonesische Militärkooperation beunruhigt China sicherlich auch. Indien und Indonesien haben seit 2005 eine strategische Partnerschaft, die die Zusammenarbeit im Bereich Sicherheit im Seeverkehr miteinbezieht. 2014 gab es zum Beispiel gemeinsame Marineübungen beider Länder - mit mit einer erhöhten Anzahl von Marineschiffen.

In Bezug auf den Indopazifikraum haben Indien und Indonesien jeweils ihre eigenen Sichtweisen, die jedoch näher aneinander dran sind, als dies erscheinen mag. Werden solche Sichtweisen aber mit der Chinas aufeinander treffen? Können sich der Indopazifikraum und Eurasien gegenseitig ergänzen? Werden die Vereinigten Staaten das geopolitische Konzept des Indopazifikraumes nutzen, um ihren Einfluss und ihre eigene Vision des Indopazifiks auf andere asiatische Länder zu übertragen? Die Zeit wird es zeigen. Wie dem auch sei, Länder in der Region - wie Indonesien - haben ein Mitspracherecht bei der Zukunft des Indopazifiks. Und dies dürfen sowohl China als auch die USA nicht vergessen.

Der Beitrag muss nicht unbedingt die Meinung der Redaktion widerspiegeln.

Titelbild (Archiv): © Sijori Images via ZUMA Wire

Dieser Artikel erschien ursprünglich im englischen Original auf infobrics.org und wird von der Redaktion übersetzt wiedergegeben.

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