Von Paul Antonopoulos
Der stellvertretende US-Verteidigungsminister Stephen Biegun hatte auf dem amerikanisch-indischen Forum für strategische Partnerschaft verlautet, die Vereinigten Staaten wollten ihre Beziehungen zu Indien, Japan und Australien im Bereich Verteidigung ähnlich den Prinzipien der Nordatlantischen Militärallianz aufbauen. Dabei sind Japan, Indien, Australien sowie die USA Teil eines informellen strategischen Forums, dass als "Viereckiger Sicherheitsdialog" (Quadrilateral Security Dialogue, QUAD) bezeichnet wird.
Die Idee, die vier wichtigsten Länder des Indopazifiks zu vereinen, wurde 2007, während der ersten Amtszeit des ehemaligen japanischen Premierministers Shinzo Abe ins Leben gerufen. In den darauffolgenden zehn Jahren wurde diese Idee jedoch nicht weiterverfolgt. 2017 hatte US-Präsident Donald Trump diesen Plan wiederbelebt und förderte seitdem das Konzept der indopazifischen Strategie, um die Vorherrschaft Chinas in der Region zu verhindern. QUAD spielt bei der Umsetzung dieses Konzepts eine zentrale Rolle.
Bieguns Erklärung zeigt, dass das Ziel Washingtons zum einen darin besteht, sowohl diese vier Länder als auch andere Indopazifik-Staaten zu einem Bollwerk gegen eine "potenzielle Herausforderung Chinas" zu machen. Zum anderen geht es laut dem US-Politiker darum, "eine kritische Masse rund um die gemeinsamen Werte und Interessen dieser Akteure auf eine Weise zu schaffen, die mehr Länder aus dem Indopazifikraum und sogar aus der ganzen Welt anzieht ... es letztendlich strukturierter in Einklang zu bringen."
"Der indopazifischen Region fehlen in Wirklichkeit starke multilaterale Strukturen", so Biegun. "Sie haben nichts von der Stärke der NATO oder der Europäischen Union. Die stärksten Institutionen in Asien sind meiner Meinung nach oft nicht inklusiv genug, und so ... gibt es irgendwann mal sicherlich eine Aufforderung, eine solche Struktur zu formalisieren. Denken Sie daran, auch die NATO begann einst mit relativ bescheidenen Erwartungen und eine Reihe von Ländern hatten [zunächst] Neutralität der NATO-Mitgliedschaft vorgezogen."
Viele Politiker aus dieser Region sind diesen amerikanischen Plänen gegenüber vorsichtig, da diese eindeutig gegen China gerichtet sind. Die Amerikaner verbergen dies auch nicht. Zudem unterstützen die südostasiatische Länder nicht die Idee eines Militärblocks in der Region. Washington hingegen bemüht sich darum, ein Militärbündnis im asiatisch-pazifischen Raum zu bilden, aber der Aufbau einer solchen Kooperation aus allen QUAD-Staaten reicht nicht aus. Wenn sie China entgegentreten wollen, dann ist gegenseitige Verantwortung notwendig und die gesamte Region muss in den Verantwortungsbereich der neuen Organisation umgewandelt werden. Man wird diesem Anspruch aber nicht einfach durch die bestehenden US-Militärstützpunkte in Okinawa und Australien gerecht, stattdessen muss das System von US-Basen letztendlich im gesamten Indopazifik erweitert werden, wenn man den wachsenden Einfluss Chinas eindämmen will.
Als die Nordatlantikallianz 1949 in Europa ins Leben gerufen wurde, haben sich ihr zwölf Länder angeschlossen und es wurde in den Rechtsdokumenten nichts über die Sowjetunion erwähnt. Die sozialistischen Länder Osteuropas wurden sehr rasch zum Hauptkonkurrenten der NATO. Derzeit gehören 30 Staaten zu dem Militärbündnis und einige von ihnen grenzen direkt an Russland. Sogar nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion inszenierte und leitete die NATO die Auflösung Jugoslawiens sowie den Sturz des langjährigen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi.
Die Frage ist halt, ob die Menschen aus den indopazifischen Ländern eine solche Organisation, die sehr leicht Krieg und Zerstörung bringen kann, in ihrer Region haben wollen.
Die USA, die derzeit einen heftigen Konflikt mit China austragen, wollen definitiv ihre strategische Ausrichtung durch die Bildung einer Koalition von Staaten stärken, die Chinas Aufstieg verhindern möchten. Daher hofft das US-Verteidigungsministerium darauf, dass weitere südostasiatische Länder dem QUAD beitreten und finanziell und materiell zur gesamten Militärstruktur beitragen werden. Vor allem solche Staaten, die territoriale Streitigkeiten mit China haben, wie etwa Vietnam und die Philippinen. Und dann könnte die "asiatische NATO" zu einem Instrument werden, um amerikanische Interessen in der Region durchzusetzen. So wie es in Europa der Fall ist.
Dort mussten die nationalen Armeen der NATO-Mitglieder US-Waffen erwerben. Daher wird der militärisch-industrielle Komplex in den Vereinigten Staaten die Gründung einer "asiatischen NATO" nachdrücklich unterstützen. Dies würde der amerikanischen Militärindustrie große Möglichkeiten eröffnen, da Länder wie Indien, die zuvor russische Waffen gekauft haben, vollständig umgerüstet werden müssten. In erster Linie jedoch gibt es natürlich den Wunsch, ein aufstrebendes China einzudämmen, was bedeutet, dass die Umrüstung zweitrangig sein wird.
Es ist unwahrscheinlich, das eine gegen China gerichtete Umgestaltung des Quad in eine "asiatische NATO" Erfolg haben wird. Denn eine solche Allianz würde eine stärkere Unterstützung benötigen als nur Australien, Indien und Japan. Ohne die Unterstützung größerer südostasiatischer Länder wie Indonesien und Thailand wird die "asiatische NATO" den Aufstieg Pekings nicht eindämmen können. Ein solches Bündnis wäre stark von Indien abhängig, um den personellen Ressourcen und Fähigkeiten Chinas zu entsprechen. Allerdings bleiben die Inder hinter den Chinesen zurück, da diese bereits durch begonnene infrastrukturelle Entwicklungen zu einer Stütze für die Volkswirtschaften der Nachbarstaaten Indiens geworden sind – vor allem Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka – wodurch nun Indien von China selbst eingedämmt wird. Ohne die Hilfe Südostasiens kann der Quadrilateral Security Dialogue, ungeachtet der Bemühungen der USA, China nichts entgegensetzen.
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Titelbild: © U.S. Navy/Mass Communication Specialist 2nd Class James R. Evans via ABACAPRESS.COM
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Dieser Artikel erschien ursprünglich im englischen Original auf InfoBrics.org und wird von der Redaktion übersetzt wiedergegeben.
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