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Barrieren bei der De-Dollarisierung innerhalb der BRICS

Von Parv Aggarwal

Der von der BRICS New Development Bank 2017 verfasste Strategiebericht "Die Rolle der BRICS in der Weltwirtschaft und internationale Entwicklung" liefert eine detailliert langfristige Zukunftsperspektive über die Ausrichtung der Ländergruppe, die auch die wirtschaftliche Kooperation der BRICS-Staaten miteinbezieht. In dem Bericht wurde darauf hingewiesen, dass Reformen in den bestehenden westlichen Institutionen in naher Zukunft nicht zu Gunsten der BRICS-Länder erfolgen würden, und demzufolge die Bedeutung einer neuen "Multilateralen Clearing-Union" (MCU) hervorgehoben. Diese soll als BRICS-interne Währungsswap-Auswahl dienen und Zahlungsbilanzdefizite, Handelsfinanzierung, Finanzkrisen sowie eine allgemeine Wiederherstellung der Souveränität in Folge der De-Dollarisierung des BRICS-Handels bewältigen.

Dieses Vorhaben wurde auch in der Abschlusserklärung des BRICS-Gipfels 2017 von Xiamen bekräftigt, in der es heißt: "Wir verpflichten uns, ...die Währungskooperation im Einklang mit dem rechtlichen Mandat jeder Zentralbank zu verstärken, einschließlich durch Währungsswap, Abwicklung in lokaler Währung und Direktinvestitionen in lokaler Währung...Wir loben die Fortschritte beim Abschluss der Absichtserklärung der nationalen Entwicklungsbanken der BRICS-Länder zu dem bankübergreifenden Kreditrahmen in lokaler Währung und der bankübergreifenden Kooperation in Bezug auf die Bonität."

Parallel zu dem Xiamen-Gipfel wurde die Währungsinitiative R5+ (Real, Rubel, Rupie, Yuan, Rand, und zusätzlich noch die Währungen der "BRICS plus"-Staaten) ins Leben gerufen, mit der die Verwendung nationaler Währungen für "Investitionen, langfristige Projekte, Schaffung gemeinsamer Kartenzahlungssysteme und gemeinsamer Abwicklungs- bzw. Zahlungssysteme, Zusammenarbeit bei der Förderung der Währungen der BRICS plus-Staaten zum Erhalt eines Reservewährungsstatus" angeregt werden sollte.

Die von der New Development Bank vorgeschlagene Multilaterale Clearing-Union hat sich in Form einer 100-Milliarden-Dollar-Sicherheitsrücklage (engl. Contingency Reserve Arrangement, CRA) herausgebildet, die die BRICS-Länder als Pool für die in Zeiten der Not notwendigen Währungsswap-Geschäfte entwickelten und die Abwicklung in nationalen Währungen erhöhten. Das CRA umfasste zwei Währungsswap-Instrumente zur Bewältigung von kurzfristigen Zahlungsbilanzlücken in der Leistungs- und Kapitalbilanzen eines Landes: 1) ein Liquiditätsinstrument zur Bewältigung von aktuellen kurzfristigen Zahlungsbilanzlücken und 2) ein Vorsorgeinstrument, das als Sicherheitspolster bei künftigen Zahlungsbilanzlücken diesen soll.

Der Zugang eines Landes zu gemeinsam genutzten Kapitalfonds war durch die Bedingung eingeschränkt, dass nur 30 Prozent der zugänglichen Fonds ("de-linked-portion") auf Anfrage verfügbar waren, wohingegen die Mehrheit von 70 Prozent Vereinbarungen mit dem IWF erfordern, wie das CRA-Gründungsdokument erläutert: "Wenn eine Finanzierung über diese 30-Prozent-Grenze hinaus erforderlich ist, wird ein an den 'IWF gebundene Teil' bereitgestellt. Dies wird dem Land den Zugang zu den verbleibenden 70 Prozent ermöglichen, sofern eine auf Konditionalität basierende Vereinbarung mit dem IWF geschlossen wird."

Nachdem bereits ein Markt für Devisenoptionen gegründet wurde, muss ausdrücklich eine Rohstoffbörse der BRICS geschaffen werden, an der die Rohstoffpreise auf die entsprechenden Landeswährungen lauten und mit Derivaten und anderen Risikoabsicherungsoptionen einhergehen, was die zusammenkommenden Auswirkungen von Währungs- und Rohstoffpreisschwankungen minimiert. Diese Börse würden im Wesentlichen als bevorzugter Markt den BRICS-Rohstoffimporteuren und -exporteuren zugutekommen, damit diese Verträge in Landeswährungen abschließen und über Instrumente zur Abschwächung der erwarteten Schwankungen verfügen können. Das bedeutendste Beispiel für eine lokale Rohstoffbörse innerhalb der BRICS-Ländergruppe war der 2016 in China auf Grundlage des Petro-Yuans geschaffene Futures-Markt, der als umsetzbare Alternative zu den dominierenden und auf Dollar lautenden WTI- und Brent-Ölbörsen diente. Obwohl Russland einen ähnlichen Handel in Form des Futures-Marktes für die Öl-Sorte "Urals" eingerichtet hat, muss noch daran gearbeitet werden, den Reifestadium und Nutzungsvolumen etablierter Rohstoffbörsen zu erreichen.

In Kombination mit direkten Kreditlinien für Währungsswaps und einer BRICS-internen Freihandelszone soll die Implementierung der genannten Mechanismen anfallende Transaktionskosten der Abwicklung in BRICS-Landeswährungen senken, indem der Risikozuschlag für Importeure und Exporteure bei Verträgen, die unter Verwendung von nationalen Währungen abgeschlossen wurden, inmitten der Wechselkursunsicherheit gesenkt würde. Somit würden diese Börsen die BRICS-Vorgaben erfüllen,"gemeinsame Anstrengungen darauf zu konzentrieren, den Unternehmen, die Außenhandel mit BRICS-Ländern betreiben, dieselben oder geringere Transaktionskosten (compliance) anzubieten, sowie Abwicklungsgarantien und Risikomanagement bereitzustellen, der den Unternehmen zur Zeit bei US-Dollar, Euro oder Yen zur Verfügung steht".

Die exportorientierten Entwicklungsbanken der BRICS-Länder hatten 2018 eine Vereinbarung unterzeichnet, die das Verständnis für die verbreiteten Ledger- oder Blockchain-Technologien zur Bewältigung von Herausforderungen in der Handelsfinanzierung verbessern sollte, um dann entsprechende Bereiche bezüglich Betriebseffizienz-Steigerung und Bewältigung gemeinsamer finanzieller Herausforderungen die dazugehörenden Bereiche zu ermitteln. 2019 bildete der BRICS Business Council eine Arbeitsgruppe, die untersucht hat, auf welchem Wege eine spezielle handelsfördernde BRICS-Kryptowährung geschaffen werden könnte, um den reibungslosen papierlosen Belegfluss der Handelsverpflichtungen sicherzustellen.

Genau genommen ist die Schaffung einer eigens für den Dokumentenfluss vorgesehen Kryptowährung zur Umsetzung der BRICS-Vorgabe, das Risiko bei dem in nationalen Währungen abgewickelten Handel zu vermindern, nicht notwendig. Die einfachste und zugleich die am weitesten fortgeschrittene und kostengünstigste Blockchain-Technologie, womit BRICS-Akteure und Banken die vier oben genannten Handelsinstrumente gemeinsam anwenden könnten (und womit eine nahtlose Disintermediation von Transaktionen zwischen unterschiedliche Parteien ermöglicht wird, ohne dass externe Dritte wie der IWF erforderlich sind), sind Smart Contracts – eine Funktion des Ethereum-Netzwerks, die nachträglich jedoch von anderen Blockchain-Netzwerken übernommen wurde. Smart Contracts ermöglichen mehreren Parteien, an Bedingungen geknüpfte und auf Grundlage der Erbringung von Dienstleistungen oder Marktbedingungen basierende Vertragskriterien zu programmieren und festzulegen. Zudem können mit Hilfe von Smart Contracts Nachprüfungsmaßnahmen mittels dezentraler externer Verifikations-Engines, sogenannter Oracles, automatisiert werden. Oracles sind eine Blockchain-Middleware, die eine sichere Verbindung zwischen Smart Contracts und den verschiedenen erforderlichen Off-Chain-Ressourcen gewährleistet. Die zur Vertragserfüllung benötigten Mittel können vorübergehend in einem entsprechenden virtuellen Treuhandkonto gespeichert werden, um die Verfügbarkeit des Fonds zum Zeitpunkt der Ausführung zu gewährleisten. Sobald die Überprüfung der Kriterien abgeschlossen wurde und die Frist der Vertragsabwicklung eintritt, führt der Smart Contract die Aktionen und die damit verbundenen Zahlungen an die Vertragsparteien selbstständig aus, automatisiert die Ausführung und Abwicklung, löst Vertragsstreitigkeiten und beseitigt die von Gegenparteien entstandenen Risiken bei Nichterfüllung der Bedingungen.

Aufgrund ihrer automatisierten Umsetzungs-Möglichkeiten, sowie der Disintermediation von Rechtsträgern und Abwicklungseinheiten Dritter, gewinnen Smart Contracts in der dollarisierten Mainstream-Wirtschaft in westlichen Konsortien zunehmend an Bedeutung, etwa bei Handelsfinanzierung, Devisen- und Rohstoffhandel. Handelsfinanzierungssysteme, die auf Smart Contract basieren, ermöglichen derzeit eine Kostenreduzierung von durchschnittlich 35 Prozent. Zudem entfällt die rund zweiwöchige Bearbeitung für Abrechnungen und es werden mögliche manuelle Fehler vorgebeugt.

Der Beitrag muss nicht unbedingt die Meinung der Redaktion widerspiegeln.

Titelbild (Archiv): © „New Development Bank's logo in the HQ of the bank in Shanghai"/Bb3015, Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International (CC BY-SA 4.0)

Dieser Artikel erschien zuvor im englischen Original auf InfoBrics.org und wird von der Redaktion übersetzt wiedergegeben.

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