Von Paul Antonopoulos
China hat die Bereitstellung von fast einer halben Milliarde Dosen Corona-Impfstoffs an etwa 45-Länder zugesichert und damit die provokanten Vorwürfe aus Washington ignoriert, es versuche seinen Einfluss durch Soft-Power-Initiativen zu diplomatisieren und auszubauen. Laut der Zeitung The Financial Times entwickeln die USA gemeinsam mit ihren Verbündeten aus der QUAD-Gruppe – Japan, Indien und Australien – einen Plan für die globale Verteilung von Impfstoffen, um Pekings Bemühungen zur Ausweitung seines Einflusses zu hemmen. Das Vorhaben wird von dem Indopazifik-Koordinator des Weißen Hauses, Kurt Campbell, geleitet, der sich Berichten zufolge mit Botschaftern der QUAD-Staaten getroffen hatte.
In Anbetracht der Persistenz von COVID-19 in einigen Ländern versprach Peking den südostasiatischen und afrikanischen Staaten im vergangenen Dezember, dass sie bei der Impfstoffverteilung Priorität haben würden, sobald die von China hergestellten Vaccine verfügbar sein sollten. Trotz Anschuldigungen Washingtons bestreitet Peking, dass seine "Impfstoffdiplomatie mit Kosten verbunden" ist. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte dazu, dass China den Impfstoff als ein "globales öffentliches Gut betrachtet."
Wang Huiyao, Präsident des in Peking ansässigen Think Tanks "Center for China and Globalization", äußerte diesbezüglich: "Ich sehe darin keinen Zusammenhang [...]. China sollte mehr tun, um anderen Ländern zu helfen, weil es dem Land gut geht."
Der Kampf um die Führung bei der Impfstoffdiplomatie wird sogar im Medienbereich ausgetragen, insbesondere zwischen dem QUAD-Mitglied Indien und dem Haupt-Target der Allianz, China. Die Tageszeitung The Times of India beschuldigte das chinesische Blatt Chinas Global Times, eine Werbekampagne gegen Neu Delhis Initiative "Vaccine Maitri" durchgeführt zu haben, indem es "Fragen über Indiens Fähigkeit zur Herstellung von Impfstoffen nach dem Brand im Serum Institute (indischer Hersteller von immunologischen Produkten - Anm.) aufwirft." Die "Times of India" schrieb, dass China Ländern aus der entsprechenden Region, in der es seinen Einfluss sowohl wirtschaftlich als auch politisch weiterhin rasch ausbaut, wenig zu bieten habe. Die "Chinas Global Times" ihrerseits verwies in einem Artikel darauf, dass der Brand im Serum Institute "das Vertrauen der Menschen in eine qualitativ hochwertige Impfstoffproduktion beeinträchtigt" und dass "Indiens Impfstoffproduktion nicht ausreicht, um seinen Ambitionen zu entsprechen."
In dem Artikel wird zudem ein Expert zitiert, demzufolge die Impfstoffe aus Indien hauptsächlich an Länder in Südasien als eine Form der Beihilfe geliefert wurden und dass in Wirklichkeit viele Länder die indischen Impfstoffe aufgrund von 'Qualitätsbedenken' nicht gekauft haben." An dieser Stelle sei daran erinnert, dass Indien, vertraglich oder kommerziell, auch Saudi-Arabien, Südafrika, Nigeria, Brasilien, Marokko, Bangladesch, Myanmar und viele andere Länder mit Impfstoffen beliefert.
Ungeachtet des Medienkrieges zwischen Indien und China sind die anderen QUAD-Mitglieder Japan, USA und Australien größtenteils ruhig geblieben und überließen den beiden asiatischen Riesen den Kampf an dieser Front. Da QUAD jedoch Chinas Ambitionen – Einfluss durch Impfstoffdiplomatie auszuweiten – in Frage stellt, ist durchaus zu erwarten, dass amerikanische, japanische und australische Medien zunehmend feindlich gegenüber den chinesischen Impfstoffen auftreten werden, um andere Länder von dem Erwerb dieser Vaccinen abzuhalten.
Obwohl die Idee, vier wichtige Länder im indopazifischen Raum zu vereinen, im Jahr 2007, während der ersten Amtszeit des ehemaligen japanischen Premierministers Shinzo Abe, ins Leben gerufen wurde, hat man das Format in den nachfolgenden zehn Jahren nicht weiterverfolgt. Erst 2017 ließ der damalige US-Präsident Donald Trump diesen Plan wiederbeleben und förderte seitdem das Konzept der indopazifischen Strategie zur Verhinderung einer chinesischen Vorherrschaft in der Region.
Die USA beabsichtigen ihre strategische Position durch die Bildung einer Koalition aus Staaten zu stärken, die den Aufstieg Chinas verhindern wollen. Daher ist die Gründung von QUAD mit der Hoffnung verbunden, dass einige südostasiatische Länder, insbesondere solche wie Vietnam und Malaysia, die territorialen Streitigkeiten mit China haben, dem QUAD beitreten und finanziell bzw. materiell zur gesamten militärischen Struktur beitragen werden – ähnlich wie im Fall einer asiatischen NATO.
Mit seiner neuen Aufgabe, gegen Chinas Impfstoffdiplomatie vorzugehen, erweist sich QUAD mehr als nur ein Militärbündnis zwischen den vier Staaten – sondern als ein multilaterales Format, um Peking durch verschiedene Methoden vor Herausforderungen zu stellen, einschließlich durch Soft-Power-Initiativen. Es ist anzunehmen, dass QUAD hauptsächlich auf Indien angewiesen sein wird, um eine Alternative zu chinesischen Impfstoffen bereitzustellen. Der von den USA gestützte Einfluss Japans in Asien und Australiens im Südpazifik hingegen soll die Länder davon überzeugen, indische und andere Impfstoffe den chinesischen Vaccinen vorzuziehen.
Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die QUAD-Gruppe andere Staaten davon überzeugen kann, die in China hergestellten Impfmittel nicht zu erwerben. Damit das Leben und die vollständige wirtschaftliche Tätigkeit wieder zur schnellstmöglichen Normalität zurückkehren können, sind die meisten Staaten dazu bereit, jeden zugelassenen Impfstoff zu kaufen, egal aus welchem Land er kommt. Selbst wenn die USA versuchen sollten, andere Staaten unter Druck zu setzen, damit diese den Kauf chinesischer Impfstoffe überdenken, ist Pekings Wirtschaft- und Anziehungskraft in Asien, im Südpazifik und sogar in Afrika inzwischen zu stark geworden, als dass Länder wegen Washington dazu bereit wären, China unnötig gegen sich aufzubringen.
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Titelbild (Archiv): © Mak Remissa/EPA
Dieser Artikel erschien zuvor im englischen Original auf InfoBrics.org und wird von der Redaktion übersetzt wiedergegeben.
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