Von Jacob G. Hornberger
Interventionistische Totschläger weinen Krokodilstränen über die Niederlage des Pentagon und der CIA gegen die Taliban in Afghanistan, weil, so sagen sie, die Rechte der Frauen von den Taliban wahrscheinlich nicht geschützt werden.
Und?
Nun, sehen wir mal nach. Nach Angaben des Watson-Instituts an der Brown University sind in Afghanistan und Pakistan seit 2001 bis heute mehr als 70.000 Zivilisten ums Leben gekommen.
Wir wissen nicht, wie viele dieser Toten Frauen waren, aber wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass sie einen großer Prozentsatz von diesen ausmachten.
Wie viele dieser toten Frauen hätten ihre "Frauenrechte" wahrnehmen können, wenn das Pentagon und die CIA den Krieg gewonnen hätten?
Die Antwort? Keine von ihnen. Auf die Gefahr hin, das Offensichtliche zu wiederholen: Frauen, die tot sind, können keine "Frauenrechte" ausüben.
Die interventionistischen Totschläger würden sagen, dass dieser Tod "es wert" war, weil die Frauen, die die Invasion und die Besetzung überlebt haben, dann mit einem militärischen Sieg der USA in der Lage gewesen wären, "Frauenrechte" auszuüben.
Aber woher nehmen das Pentagon und die CIA die moralische Autorität, Zehntausende von unschuldigen Menschenleben – oder auch nur ein einziges – zu opfern, damit andere die Möglichkeit haben, "Frauenrechte" auszuüben?
In den 20 Jahren des Afghanistankrieges herrschte eine seltsame und gefühllose Gleichgültigkeit gegenüber den Menschen, die in Afghanistan getötet wurden. Darin spiegelt sich wider, was die Lebensweise des Nationalen Sicherheitsstaates mit dem Gewissen des amerikanischen Volkes gemacht hat. Wir kennen noch nicht einmal die genaue Zahl der getöteten Zivilisten. Diese 70.000 sind nur eine Schätzung. Das liegt daran, dass die US-Beamten zu Beginn des Konflikts bewusst beschlossen haben, die afghanischen Toten nicht zu zählen. Was zählte, war die Zahl der getöteten US-Soldaten, nicht die Zahl der getöteten Afghanen.
In den Sonntagsgottesdiensten christlicher Kirchen in ganz Amerika forderten die Pfarrer ihre Gemeinden auf, "für die Truppen zu beten" und "ihnen für ihren Dienst zu danken". Kaum jemals wurden die christlichen Kirchenbesucher in Amerika aufgefordert, für die Menschen, einschließlich der Frauen, zu beten, die von den Truppen im Rahmen ihres "Dienstes" getötet wurden. Diese Leben waren einfach nicht wichtig.
Die interventionistische Denkweise in Bezug auf die "Frauenrechte" beruhte immer auf einer mathematischen Berechnung. Dieser Denkweise zufolge war es in dem Bestreben, ein Regime zum Schutz der "Frauenrechte" zu errichten, moralisch vertretbar, eine gewisse Anzahl afghanischer Frauen (und Männer) zu töten. Die Idee war, dass es moralisch zulässig sei, das Leben einiger zum Wohle anderer zu opfern.
Darüber hinaus gab es nie eine Obergrenze für die Zahl der afghanischen Frauen (und Männer), die für das größere Wohl der "Frauenrechte" geopfert werden konnten. 70.000? 100.000? 250.000? Es spielte keine Rolle. Was für die interventionistischen Totschläger zählte, war, dass ein US-Marionettenregime installiert wurde, das die "Frauenrechte" für diejenigen schützen würde, die nicht durch die Gewalt getötet wurden, die mit der Installation und Aufrechterhaltung eines solchen Regimes an der Macht verbunden war.
Denken Sie an all die Hochzeitsfeiern, die die US-Streitkräfte in den 20 Jahren des Konflikts bombardiert haben. Tote Bräute. Tote Mütter der Bräute. Tote Mütter der Bräutigame. Tote Schwestern der Bräute und Bräutigame. Tote Blumenmädchen. Tote Brautjungfern. Keine von ihnen würde am Ende da sein, um ein von den USA installiertes Regime zu feiern, das die "Rechte der Frauen" schützt. Aber das alles war es wert, denn diejenigen, die nicht getötet wurden, konnten die "Frauenrechte" wahrnehmen.
Es ist eine Sache, wenn Menschen sich willentlich für eine ihrer Meinung nach große und glorreiche Sache opfern.
Eine ganz andere Sache ist es, wissentlich oder mit bewusster Missachtung unschuldige Menschen zu töten, damit andere "Frauenrechte" erfahren können. Es wäre schwierig, eine bösere Idee als diese zu finden.
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Titelbild: © Etienne Laurent/EPA
Dieser Artikel ist zuvor auf www.antikrieg.com erschienen.
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