Von Danilo Mora Díaz
Die Zukunft ist schon da: die schlimmsten Dürren in 50 Jahren im Süden Amazoniens und der Rekord an Hurrikans und Überschwemmungen in Mittelamerika während des Jahres 2020 sind die neue Normalität, die Lateinamerika erwartet – wie der neue Bericht der Weltorganisation für Meteorologie der Vereinten Nationen (WMO) zur Klimasituation in Lateinamerika und der Karibik 2020 bekannt gab.
Die Untersuchung zeigt auf, dass Lateinamerika und die Karibik eine der am meisten vom Klimawandel und äußeren Wetterphänomenen betroffenen Regionen der Welt ist, die schwere Schäden für die Gesundheit, das Leben, für die Ernährung, das Wasser, die Energie und für die sozio-ökonomische Entwicklung in der Region verursachen.
Der Report verweist darauf, dass die mit dem Klima verbundenen Ereignisse und ihre Auswirkungen in Lateinamerika und der Karibik zwischen 1998 und 2020 mehr als 312.000 Menschenleben gekostet haben und mehr als 277 Millionen Menschen betroffen haben.
Wie wird die Zukunft in der Region aussehen?
Lateinamerika erweist sich als eine der Regionen in der Welt, wo die Auswirkungen und Folgen des Klimawandels wie beispielsweise die Hitzewellen, die Abnahme der Erträge bei den landwirtschaftlichen Kulturen, die Waldbrände, das Absterben der Korallenriffe und die extremen Ereignisse mit Auswirkungen auf den Meeresspiegel künftig noch stärker werden.
Der Bericht legt überzeugend dar, dass die Begrenzung der Erderwärmung auf unter 2,0 Grad, entsprechend den Vereinbarungen im Pariser Klimaabkommen, lebenswichtig für die Reduzierung der Risiken in einer Region ist, die jetzt schon mit wirtschaftlichen und sozialen Ungleichgewichten für ihre nachhaltige Entwicklung konfrontiert ist.
"Die Region Lateinamerika und Karibik steht schon jetzt und wird auch künftig schweren sozialökonomischen Krisen gegenüber stehen, die den extremen hydrometeorologischen Ereignissen geschuldet sind. In jüngster Zeit hat sich die Situation durch die Folgen der Covid-19 Pandemie weiter verschärft. Die Erholung nach Covid-19 wird eine große Herausforderung sein. Um diese Erholung zu gewährleisten, ist es von grundlegender Bedeutung, das Erreichen des nachhaltigen Entwicklungsziels 13 weiter zu befördern, das die Ergreifung von Sofortmaßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen erfordert", unterstrich Petteri Taalas, Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie.
Zu welchen extremen Klimaveränderungen und Folgen kommt es in Lateinamerika?
Der Bericht zeigt sehr klar auf, dass es starke Effekte gibt, die mit der Erhöhung der Temperaturen, den Veränderungen in den Mustern von Niederschlägen und Unwettern zu tun haben, zudem gibt es ein deutliches Abschmelzen der Gletscher.
Die UNO-Organisation veröffentlichte darüber hinaus eine virtuelle Karte, die die hauptsächlichen Schlussfolgerungen, Auswirkungen und Erfordernisse für die Anpassung an und die Entwicklung einer Widerstandsfähigkeit demgegenüber zusammenfaßt, darunter
Temperaturen
Der Bericht hebt hervor, dass 2020 eines der drei wärmsten Jahre in Lateinamerika und der Karibik war und das zweitwärmste in Südamerika mit 1,0 bzw. 0,8 und 0,6 Grad jeweils über den Werten im Zeitraum von 1981-2010.
Regen
Die allgemeine Trockenheit hatte eine signifikante Auswirkung auf die Schiffahrtsrouten, auf den Ernteertrag und die Produktion von Nahrungsmitteln, was zu einer Verschlechterung der Nahrungsmittelsicherheit in vielen Gebieten führte.
In Südamerika waren die Folgen extrem. Die heftige Trockenheit im Süden Amazoniens und in der Region des Pantanal war die Schlimmste in den letzten 50 Jahren.
Die Niederschlagsdefizite sind besonders ernst in der Karibik; verschiedene Gebiete der Region befinden sich schon auf der weltweiten Liste von Ländern mit dem höchsten hydrologischen Stress. Ein schwacher Monsun in Nordamerika und kühlere Temperaturen als normal an der Meeresoberfläche entlang des östlichen Pazifik, verbunden mit dem Wetterphänomen La Niña führten zur Dürre in Mexiko.
Zum Ende des Jahres verursachten die intensiven Regenfälle Erdrutsche und Überschwemmungen in ländlichen und städtischen Gebieten von Mittel- und Südamerika.
Brände im Amazonasgebiet
Das Jahr 2020 übertraf das Jahr 2019 und wurde zum Jahr der meisten Waldbrände im Süden Amazoniens. Die Trockenheit war dabei ein entscheidender Faktor. Das Einzugsgebiet des Amazonas, das sich über neun Länder Südamerikas erstreckt und zehn Prozent des weltweiten Kohlenstoffs speichert, erlebte in den letzten vier Jahren eine große Entwaldung durch Abholzung zur Schaffung von Weideflächen für das Vieh und infolge der Brände.
Wenn auch das Amazonasgebiet noch eine Netto-Kohlenstoffsenke ist, so taumelt der Amazonas doch und könnte sich in eine Emissions-Quelle von Kohlenstoff verwandeln, wenn sich die Verluste an Waldfläche im gegenwärtigen Tempo fortsetzen.
Die Region Lateinamerika und Karibik verfügt über etwa 57 Prozent der Primärwälder der Welt, die etwa 104 Gigatonnen an Kohlenstoff binden und zwischen 40 und 50 Prozent der weltweiten Biodiversität und ein Drittel aller Pflanzenarten auf der Welt beherbergen.
Tropische Wirbelstürme
Während die Trockenheit einen großen Teil von Mexiko und Südamerika betraf, brachte 2020 auch einen bisher noch nie dagewesenen Rekord von 30 namentlich bezeichneten Stürmen im Atlantikbecken. Üblicherweise endet die Hurrikan-Saison im November. Aber dieses Jahr 2020 erlebte die Hurrikans Eta und Iota – beides Wirbelstürme der Kategorie 4, die mit kaum einer Woche Abstand in ein und demselben Gebiet auf Land trafen.
Sie nahmen fast identische Wege über Nicaragua und Honduras und betrafen somit dieselben Gebiete, was die Folgen noch verschlimmerte. Diese beispiellosen Hurrikans zogen mehr als acht Millionen Menschen in Mittelamerika in Mitleidenschaft.
Guatemala, Honduras und Nikaragua waren mit mehr als 964.000 Hektar an geschädigter landwirtschaftlicher Anbaufläche die am meisten betroffenen Länder.
Allein in Honduras wurden die Schäden dieser zwei Hurrikans für das Bruttoinlandsprodukt auf mehr als 200 Millionen US-Dollar geschätzt.
Anstieg des Meeresspiegels
Der Meeresspiegel steigt in der Region stärker als im weltweiten Durchschnitt. Mit jährlich durchschnittlich 3,6 Millimeter im Zeitraum 1993 – 2020 ist der Meeresspiegel in der Karibik in einem stärkeren Rhythmus als im weltweiten Durchschnitt angestiegen, der bei 3,3 pro Jahr lag.
In Lateinamerika und der Karibik leben mehr als 27 Prozent der Bevölkerung in Küstengebieten und man schätzt, dass zwischen sechs und sieben Prozent in Gebieten leben, die ein hohes oder sehr hohes Risiko haben, von den Gefahren an den Küstenbereichen betroffen zu werden.
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Titelbild (Archiv): © Perez Joachin/dpa
Der folgende Artikel ist zuvor auf dem Portal „amerika21“ erschienen.
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