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BRICS und die Schwierigkeiten, sich als internationaler Akteur zu konsolidieren

Von Alexander Männer

Die aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bestehende Vereinigung BRICS gilt für viele Beobachter inzwischen nicht nur als ein einflussreicher Global Player, sondern auch als eine Alternative zur G7. In diesem Sinne erheben die fünf Schwellenländer den Anspruch, als eine der führenden Organisationen das internationale System mitzugestalten und eine neue, multipolare Ordnung zu schaffen.

Kritiker betonen allerdings, dass die politischen, wirtschaftlichen Strukturen und Interessen dieser Staaten in vielen Bereichen zu unterschiedlich sind, um sich als Einheit zu konsolidieren und bei globalen Fragen mitzuentscheiden. Aber womöglich sind es vor allem gewisse Unterschiede, die eine erfolgreiche Kooperation und damit die Etablierung der BRICS auf der Weltbühne ermöglichen.

Im Rahmen dieses informellen Klubs blicken die fünf Länder nunmehr auf eine seit über zehn Jahren anhaltende Zusammenarbeit in vielen Bereichen. So finden regelmäßig Treffen statt, um beispielsweise eine gemeinsame Position zu Angelegenheiten der internationalen Politik auszuarbeiten und in diesem Zusammenhang nach Möglichkeit als eine Einheit zu agieren. Zu den Hauptanliegen der BRICS zählen die Reform der internationalen Finanzinstitutionen IWF und Weltbank sowie die Reform Organisation der Vereinten Nationen, einschließlich der Generalversammlung, dem Sicherheitsrat und dem Wirtschafts- und Sozialrat.

Dass die Staatengruppe sich als einflussreicher Akteur in der Weltpolitik etabliert hat, der die globale Entwicklung in großem Maße mitbestimmt oder gar als Gegenmacht in der westlichen dominierten Weltordnung betrachtet werden kann, wird immer wieder in Frage gestellt. Denn ungeachtet der Erfolge von BRICS, wie etwa der Gründung einer eigenen Entwicklungsbank im Jahr 2014, verweisen Kritiker darauf, dass die Gemeinsamkeiten dieser Länder überschaubar seien. Deshalb könne von einer konsolidierten Position diesbezüglich nicht die Rede sein, heißt es.

Vladimir Davydov, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Lateinamerika-Studien an der Russischen Akademie der Wissenschaften (RAW) und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates des Russischen Nationalkomitees für BRICS-Studien, hält dem entgegen, dass die Unterschiede bei der politischen Struktur und unterschiedliche Wertorientierungen der BRICS-Staaten zwar in der Tat ihre eigenen Schwierigkeiten verursachen, trotzdem stellt dies kein unüberwindbares Hindernis bei der multilateralen Zusammenarbeit dar, weil der pentalaterale Mechanismus langfristig funktionieren und Schwierigkeiten überwinden kann.

Davydov hatte Ende der vergangenen Jahres in einem Artikel die These erläutert, dass das "Format BRICS" seinen "festen Platz im System von einflussreichen internationalen Verbänden" gefunden habe. So konstatiert er unter anderem, dass die Mitglieder der Vereinigung heterogene Gesellschaften aufweisen, wobei er in dieser Heterogenität keine Barriere für eine zwischenstaatliche Kooperation sieht, sondern eine "Grundlage für eine aktive gegenseitige Wahrnehmung".

Darüber hinaus sind ihre nationalstaatlichen Interessen mit der "Revision der bisherigen Weltordnung verbunden, begleitet von der Ablehnung, oder zumindest der Einschränkung der einseitigen Hegemonie". Und selbst wenn ihre Standpunkte hinsichtlich der eigenen "nationalen Angelegenheiten" bei vielen Einzellheiten auseinandergehen, so bedürfen diese Aspekte – im Vergleich zum "kollektiven Westen" – nur weitgehend ähnlicher Anpassungen,  meint der Experte.

Um also die Konsolidierung des BRICS-Formats weiterzubringen, fordert Davydov, die kulturelle Zusammenarbeit in dem weiten Feld der zwischenmenschlichen Beziehungen zu fördern und den gemeinsamen Kampf gegen das Coronavirus zu verstärken.

Der optimistische Haltung des Experten zum Trotz haben die vergangenen Jahre jedoch gezeigt, dass ernsthafte und beunruhigende Widersprüche zwischen den BRICS-Staaten existieren und die Einheit der Gruppe auf die Probe stellen. Das Paradebeispiel dafür ist der neu aufgeflammte Grenzkonflikt im Himalaya zwischen China und Indien im Jahr 2020, bei dem Dutzende Soldaten auf beiden Seiten ums Leben kamen. Glücklicherweise konnten sich Peking und Delhi relativ schnell auf einen beidseitigen Truppenabzug einigen und damit die Deeskalation voranbringen.

Dabei könnte BRICS durchaus einer der Faktoren gewesen sein, der die beiden Großmächte von einer weiteren militärischen Auseinandersetzung abgehalten hat. In so einem Fall könnte das BRICS-Format daher künftig sowohl bei diesem Konflikt als auch bei anderen Krisen die Funktion eines Mechanismus zur Beilegung solcher Streitigkeiten übernehmen.

So gesehen ist die Konsolidierung der Staatengruppe derzeit aber weit davon entfernt, als vollendet zu gelten, weshalb ihre zukünftigen Aussichten schwer zu beurteilen sind. Vor allem angesichts der aktuellen Turbulenzen in der Weltpolitik und Fragen der künftigen globalen Ordnung bleibt die Rolle von BRICS weiterhin sehr umstritten.

Der Beitrag muss nicht unbedingt die Meinung der Redaktion widerspiegeln.

Titelbild: Chinas Präsident Xi Jinping, Indiens Premierminister Narendra Modi und Russlands Staatschef Wladimir Putin bei dem 11. BRICS-Gipfeltreffen in Brasilia, 14. November 2019 © Eraldo Peres/AP Photo

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