Von Florian Rötzer
Während ukrainische Truppen angeblich weitere Geländegewinne an den Flanken vor der Stadt Bachmut erzielen konnten, scheint nach den Angaben des Generalstabs auch die Luftabwehr besser zu werden. Angeblich wurden alle 18 Raketen und einige Shahed-Drohnen, die in der Nacht von den russischen Streitkräften abgefeuert wurden, abgefangen.
Aus russischer Sicht sieht das allerdings anders aus. So sagte Denis Pushilin, der Chef der „Volksrepublik Donezk“, die Lage in Bachmut sei angespannt, aber die Wagner-Truppen würden in der Stadt vorrücken, es gebe nur noch wenige höhere Gebäude, die noch nicht eingenommen wurden. An den Flanken sei die Situation nicht einfach, trotz der Schwierigkeiten würden die Truppen vorrücken. Man habe wie die Ukrainer die Truppen durch Reserven an den Flanken verstärkt: „Es gibt keine Notwendigkeit, jetzt von einem Wendepunkt zu sprechen.“
In Lugansk wurden am Montag Igor Kornet, der amtierende Leiter des Innenministeriums der „Volksrepublik Lugansk“, und sieben weitere Personen durch einen Bombenanschlag verletzt, eine Person wurde getötet. Angeblich wurde eine Handgranate in einen Friseursalon mit dem Ziel geworfen, Kornet zu töten. Mit Terroranschlägen auf „Kollaborateure“ versuchen vermutlich die ukrainischen Geheimdienste und Widerstandsgruppen Unsicherheit in den besetzten Gebieten zu schüren. Das wird, sollten Gebiete wieder zurückerobert werden, umgekehrt auch der Fall sein. Auch nach Kriegsende wird der Osten und Süden der Ukraine nicht friedlich werden.
Von russischer Seite wird erneut berichtet, dass auf Luhansk zwei französisch-britische Storm Shadow-Raketen abgefeuert wurde. Eine hat angeblich ein leerstehendes Gebäude beschädigt. Generalleutnant Igor Konashenkov, der Sprecher des russischen Außenministeriums, sagte gestern, es eine weitere Storm Shadow-Rakete sei abgeschossen worden. Überdies seien sieben HARM Antiradarraketen und 10 HIMARS-Raketen abgeschossen worden. Es wird berichtet, dass ein Patriot-System während der Angriffe in der Nacht auf Kiew zerstört worden sei.
Eine unabhängige Bestätigung gibt es dafür ebenso wenig wie für die Erfolgsmeldungen des ukrainischen Militärs, nach dem sechs Kinshal-Hyperschallraeketen, neun Kalibr-Marschflugkörper und drei Iskander bzw. S400-Raketen von der ukrainischen Luftabwehr abgeschossen worden seien. Mit welchen Systemen die Kinshal-Raketen abgeschossen worden sein sollen, wird nicht mitgeteilt. Aber es wird berechnet, dass der Raketen- und Drohnenangriff um die 120 Millionen US-Dollar gekostet habe. Eine Kinshal-Rakete soll 10 Millionen US-Dollar kosten.
Ukrainische Erfolgsmeldung
Zuletzt war umstritten, ob tatsächlich eine Kinshal-Rakete am 4. Mai erstmals von einem Patriot-System getroffen wurde, wie der ukrainische Generalstab nach längerem Zögern behauptete, die Hyperschallraketen sollen nach russischen Angaben von keinem der existierenden Luftabwehrsysteme abgeschossen werden können. Überdies seien alle von den Russen in der Nacht eingesetzten Drohnen abgeschossen worden.
Der Eindruck wird vermittelt, dass die Luftabwehr perfekt arbeitet und ausreichend ist, russische Angriffe auch mit der Kinshal-Wunderwaffe abzuwehren. In Kiew seien auch nur drei Menschen durch herabfallende Trümmerteile im Stadtteil Solomianskyi verletzt worden, wo ein Gebäude, eine Garage und Busse in Brand gesetzt wurden. Auch der Zoo und einige andere Stadtteile seien betroffen gewesen, wo es aber nur geringe Schäden gab.
Präsidentenberater Podalyak kommentiert: „Die kinshalische Annullierung Russlands. Die Länderfälschung mit vielen wertlosen Wehrpflichtigen und gefälschter Hyperschalltechnik… Es ist an der Zeit, das zu beenden – wir brauchen nur Granaten, Langstreckenraketen und Jets. Und den Willen. Und hören Sie auf, den Mythen und Angebereien der RF zu glauben…“
Von russischer Seite werden die Erfolgsmeldungen bestritten. Das russische Verteidigungsministerium behauptet das Gegenteil. Alle Ziele, angeblich Lager für Munition, Waffen und Ausrüstung seien getroffen worden. Mit einer Kinshal-Rakete sei ein Patriot-System zerstört worden. Russische Militärblogger weisen auf Videos von Kiew hin, die zeigen, wie die ukrainische Luftabwehr in der Nacht eine Rakete nach der anderen abfeuert. Am Schluss sieht man jedoch eine große Explosion an der Stelle, von der die Abwehrraketen abgefeuert wurden. Es könnte also ein Luftabwehrsystem getroffen worden sein, unklar bleibt, ob es ein Patriot-System ist.
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Titelbild: Ein Dreizack, nationales Symbol der Ukraine © Vladimir Sindeyeve/NurPhoto via ZUMA Press
Dieser Artikel ist ursprünglich auf dem Portal „Overton Magazin“ erschienen und wird mit dem Einverständnis des Autors veröffentlicht.
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