Von Alexander Männer
Der Umgang mit Religionsgemeinschaften in Deutschland wird zunehmend problematischer und ruft daher ernste Besorgnis hervor. Vor allem die steigende Aggression gegen Glaubensgemeinschaften und ihre Vertreter wird unlängst ein landesweites Problem konstatiert. So gibt es jedes Jahr zahlreiche Berichte über antisemitische, islamfeindliche und christenfeindliche Vorfälle, darunter Überfälle, verbale Belästigung, Drohungen, Diskriminierung, Vandalismus und Demonstrationen.
Wie aus der vor wenigen Wochen vorgestellten Bericht "Politisch motivierte Kriminalität im Jahr 2022" des Bundeskriminalamts (BKA) hervorgeht, haben die Straftaten gegen "religiöse Repräsentanten" sowie "im Zusammenhang mit Religionsgemeinschaften" im vergangenen Jahr zwar leicht abgenommen. Unter anderem soll die Zahl der Angriffe auf Synagogen zurückgegangen sein. Allerdings hätten die Straftaten gegen Kirchen, Moscheen und religiöse Symbole gegenüber 2021 zugenommen, heißt es.
Laut der BKA-Statistik wurden gegen Moschen 62 Straftaten verübt, 14 Prozent mehr als 54 im Vorjahr. Die Zahl der Übergriffe auf Kirchen stieg demnach von 106 auf 118 und damit um gut 11 Prozent. Darunter waren 56 Sachbeschädigungen und 28 Propagandadelikte.
Bei den Straftaten, die sich gegen Moscheen richten, handelt es sich vor allem um Sachbeschädigungen und Propagandadelikte, für die mehrheitlich Rechtsextremisten verantwortlich gemacht wurden. Am deutlichsten war der Anstieg bei Straftaten gegen religiöse Symbole: Hier stieg die Zahl von 46 auf 64, also um knapp 40 Prozent..
Bei den gegen die Kirchen begangenen Straftaten werden ebenfalls Sachbeschädigungen hervorgehoben. Im Hinblick darauf beklagen zahlreiche Beobachter schon seit Jahren, dass die Kirchenschändungen, bei denen etwa Heiligenfiguren bespuckt oder Kreuze geschändet werden, zunehmen würden. In diesem Zusammenhang hat vor Kurzem ein Fall aus Hamburg für Unmut gesorgt. Wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichtete, haben Unbekannte Ende Mai in den zwei Hauptkirchen der Hansestadt, St. Petri und St. Jacobi, mehrere jahrhundertealte Gemälde zerkratzt und mit einem spitzen Gegenstand zerschnitten. Es sei dabei ein enormer Schaden entstanden – allein die Restaurierungskosten sollen sich auf 50.000 bis 80.000 Euro belaufen.
Insgesamt sind neun Werke betroffen. Darunter ist das berühmte Werk "Christus als Schmerzensmann" von Meister Francke, entstanden um 1435, das als Kopie in der St.Kirche hängt. Des Weiteren wurde eine Weihnachtsdarstellung aus dem 17. Jahrhundert, ein Bild des Christus mit Dornenkrone oder die Porträts ehemaliger Pastoren der Kirche durch tiefe Schnitte in den Leinwänden beschädigt. In St. Jacobi sind zwei Porträts der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon mit Schnitten durch das Gesicht und den Halsbereich beschädigt worden.
Besonders auffällig und schockierend ist die Art und Weise, wie eines der Kunstwerke in Mitleidenschaft gezogen wurde. Es geht um das Gemälde "Die Geburt Christi" von Gottfried Libalt, entstanden um 1649, bei dem sich ein tiefer Kratzer quer über den Hals des Jesuskind zieht. Laut dem NDR sehen die Schnitte sehr zielgerichtet aus, so als wolle da jemand nicht einfach Vandalismus betreiben, sondern ein bestimmtes Gottesbild verstümmeln. Die Rede ist sogar von einem "symbolischen Schnitt durch die Kehle".
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Titelbild (Symbol): Christentum in Deutschland © Samar Al Bradan/Unsplash
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